- Silur
- Si|lur 〈n. 11; unz.; Geol.〉 Formation des Paläozoikums (zw. Ordovizium u. Devon) vor 410-360 Mio. Jahren mit kaledonischer Gebirgsbildung u. ersten Landpflanzen; Sy Gotlandium [nach den Silurern]
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Si|lur, das; -s [nach dem vorkeltischen Volksstamm der Silurer] (Geol.):dritte Formation des Erdaltertums (zwischen Ordovizium u. Devon).* * *
Silur[nach dem vorkeltischen Volksstamm der Silurer] das, -s, Silurium, früher Gotlạndium (während Silur zusammenfassende Bezeichnung für Gotlandium und Ordovizium war), Geologie: drittes System des Paläozoikums. Die Untergliederung erfolgt hauptsächlich nach Graptolithen, daneben nach Conodonten, Brachiopoden und Ostracoden.Das Silur begann vielfach mit einer Sedimentationslücke, örtlich auch mit einer Diskordanz; am Ende stand der Höhepunkt der kaledonischen Gebirgsbildung. Häufigste Gesteine (Meeresablagerungen) sind Ton-(Graptolithen-)Schiefer (Tiefwasserbereich), Brachipodenmergel sowie Korallen- und Stromatoporenkalke (Flachwasserbereich; Riffbildung). Das Klima war überwiegend feuchtwarm, Vereisungsspuren sind selten und umstritten (Diamiktite in Südamerika). Gegen Ende des Silurs lassen sich Zeugen trockenen Klimas erkennen: Gips und Steinsalz, bunte Sandsteine und kontinental beeinflusste Rotgesteine (Oldred-Kontinent). Vulkanismus trat besonders in den Geosynklinalräumen auf. Paläogeographisch lagen zwei mehr oder weniger geschlossene, zeitweise randlich (Schelf) überflutete Kontinentblöcke vor, eine Nord- (Laurasia) und eine Süderde (Gondwana), mit dem Südpol in Südwestafrika und dem Nordpol im nördlichen Pazifik. Der Äquator erstreckte sich durch den Tethysgürtel von Südosteuropa nach Nordaustralien sowie durch Grönland und den mittleren Teil Nordamerikas. Die kaledonische Geosynklinale zog in Europa von den Britischen Inseln über Norwegen, Spitzbergen nach Ostgrönland. Das durch ihre Faltung entstandene Kaledonische Gebirge vereinte die Baltisch-Russische mit der Kanadisch-Grönländischen Platte und der Hebridenmasse zu einem geschlossenen Nordatlantischen Kontinent. Der Vorläufer des Atlantischen Ozeans (Iapetus) schloss sich wieder. Ophiolithe und Serpentinite, die von Westnorwegen bis Schottland vorkommen, stellen Reste der ozeanischen Kruste dar. Weitgehend ungestört sind die silurischen Schelfmeerablagerungen des Baltischen Schildes. Bedeutend ist auch das Silur Mitteleuropas in Thüringen und Böhmen, aber auch im rechtsrheinischen Schiefergebirge, Harz, Frankenwald und in den Ostalpen: im unteren Teil tonig-kieselige (Geosynklinalmeer), im oberen Teil mehr und mehr kalkige Ablagerungen (Schelfmeer). Silurische Gesteine gibt es auch in West- und Südeuropa, Südamerika, Asien und Australien.Der Ausweitung des Meeresraumes entsprechend war die silurische Fauna v. a. durch marine Wirbellose geprägt: Graptolithen (Tiefwasser), Trilobiten, Brachiopoden, Conodonten, Ostracoden, Korallen, Stromatoporen (Flachwasser). Seelilien und Haarsterne hatten ihre Blütezeit, ebenso die Algen (großwüchsige Formen). Mit den Eurypterida oder Gigantostraca erreichten die Krebse Riesenwuchs (bis 2 m; Eurypterus, Pterygotus). Wirbeltiere traten noch deutlich zurück: neben den Kieferlosen seit dem Obersilur auch Panzerfische, ferner Stachelhaie (Acanthodii) u. a. Knochenfische sowie erste Knorpelfische. Sie drangen in brackige Küstengewässer, zum Teil in festländischen Gewässer vor oder entstanden dort sogar (Ausbildung von lungenähnlichen Organen). Das gegen Ende des Silurs mit der zunehmenden Gebirgsbildung sich ausdehnende Festland wurde erstmals von Pflanzen besiedelt (Nacktfarne, Cooksonia), ebenso von Gliederfüßern (Hundertfüßer, Spinnentiere, Skorpione).R. Walter: Paläogeographie des Siluriums in Nord-, Mittel- u. Westeuropa (1972);* * *
Universal-Lexikon. 2012.